Der Ansatzpunkt für Joannes Vordiplomsprojekt war die Entdeckung der Filmprogramm-Sammlung ihres Opas. Als ihr Opa starb, gab ihre Oma ihr eine Box gefüllt mit Disney- und Zeichentrick-Filmprogrammen, weil sie wusste, dass ihre Enkelin Disneyfilme liebt und sie gerade dabei war, die Sammlung aufzulösen. Joanne war zuvor nie bewusst gewesen, was genau ihr Opa all die Jahre sammelte. Filmprogramme waren vor allem im deutschsprachigen Raum in den 1920er bis 1970er Jahren verbreitet. Als Joanne diese Programmhefte sah, war sie vor allem von ihrer Farbigkeit, Gestaltung und ihrem Format stark fasziniert. Die Hefte umfassten meist wenige Seiten, auf denen Angaben über Filminhalt, SchauspielerInnen und Bildausschnitte zu finden waren. Außerdem wurden sie aufgrund der damals gängigen Druckmethoden in unüblichen Farben gedruckt und waren für wenige Pfennige als Souvenir oder Sammlerstück im Kino zu erhalten. Joanne wurde klar, dass dieses Medium gerade dabei war in Vergessenheit zu geraten, nur Sammlern und Zeitzeugen waren sie noch geläufig. Deshalb wollte sie die Sammlung festhalten, bevor sie sich auflösen würde, und diese Faszination auf irgendeinem Weg mit anderen Menschen teilen.
Also recherchierte sie und archivierte den Großteil der gesamten Sammlung im Keller ihres Opas, welche weitaus mehr umfasste, als diese kleine Box gefüllt mit Zeichentrick-Filmprogrammen. Sie scannte alle Programme, deren Gestaltung sie als interessant oder herausstechend empfand, und ordnete diese anhand von virtuellen Farbmarkierungen auf ihrem Computer in verschiedene Kategorien ein.

Das Vordiplomsprojekt Pfennig Prints ist eine Publikation, welche außer einer Sammlung von Scans der ausgewählten 190 Programme auch Kategorieseiten mit isolierten Elementen der Scans und Nachdrucke von Filmprogramm-Titelseiten beinhaltet.
Die Gestaltung der Publikation ist durch die der originalen Filmprogrammhefte inspiriert. Der Titel Pfennig Prints ist inspiriert von den kleinen Preisen der Filmprogramme, welche meist 10 - 50 Pfennige betrugen.
Auf der Innenseite des Umschlags befindet sich eine originale Kinokarte, die Joanne in einem Heft der Sammlung ihres Opas fand. Zu Beginn der Publikation befindet sich ein Einführungstext über das Medium der Filmprogramme und die Projektentwicklung.
Auf den Kategorieseiten sind aus den Filmprogrammen isolierte Elemente wie Schriften, Illustrationen oder Muster zu finden, welche durch rote Pfeile ihren Programmheftseiten im Sammlungsteil zugeordnet sind. So sind, inspiriert von Joannes digitaler Ordnungsstruktur, Kategorien und Sammlung miteinander verknüpft und es kann zwischen den Teilen hin und her gesprungen werden.
Die isolierten Elemente sind mit Riso gedruckt, einer Druckmethode, die, wie der für die originalen Hefte verwendete Tiefdruck, in einzelnen Farbflächen druckt, und daher Spezialfarben und unübliche Kombinationen ermöglicht.
Die Farben Blaugrün und Rot sind inspiriert von den im Original häufig verwendeten Farben – damals wurde versucht durch Zweifarbdruck eine Vierfarbigkeit vorzutäuschen.
In der Mitte der Publikation befinden sich sechs vollseitige Nachdrucke von originalen Filmprogramm-Titelseiten, zweifarbig mit Riso gedruckt.
Der Sammlungsteil ist in der Abfolge nach Farben geordnet und entwickelt sich so beim Durchblättern von den frühen monochromen Programmdrucken in vielfarbige bunte Seiten. Die Sammlungsseiten sind in vier Schwarzweiß-Flächen aufgeteilt und zeigen so vier Scans pro Seite, manchmal mehrere Seiten eines Programmheftes, welche dann durch die Hintergrundfarbe der Flächen einander zugeordnet sind. In der Mitte der Seite befindet sich ein Informationskasten, welcher entsprechend der Anzahl der gezeigten Programme unterteilt ist und Angaben über Herausgeber, Seriennummer, Erscheinungsjahr und Film offenbart. Die Sammlung ist so sogar für SammlerInnen geeignet, als eine Art Katalog.

Pfennig Prints ist ein Einblick in das Medium der Filmprogramme, welcher sich sowohl mit deren Gestaltung als auch mit der Faszination des Sammelns und Sortierens beschäftigt. Darüberhinaus stellt die Publikation auch eine Dokumentation des Mediums selbst und einen katalogisierten, von Joanne ausgewählten Auszug aus der persönlichen Sammlung ihres Opas dar.

Betreuung: Sereina Rothenberger, Michael Kryenbühl & Ivan Weiss