Die Postdemocratic Picture Party, kurz PPP, ist aus einem Seminar der HfG Karlsruhe zur Untersuchung visueller Phänomene der Postdemokratie unter der Leitung von Matthias Bruhn entstanden und hat sich zu einer autonom agierenden Gruppe innerhalb des Hochschulkontextes entwickelt.

In wöchentlich stattfindenden Sprechstunden lud die Gruppe Gäste aus unterschiedlichen Bereichen ein, über ihre Perspektiven auf unsere Zeit, unsere politische Situation und ihre eigene Position in dieser zu sprechen.

Der Begriff der Postdemokratie war dabei vor allem Ausgangspunkt für eine kritische Gegenwartsdiagnose, welche die Veränderung bestimmter gesellschaftlicher Parameter in den Fokus nahm. Die Streitbarkeit des Begriffes nutzten die Studierenden der PPP, um ex negativo herauszuarbeiten. Was sind die Dimensionen von Demokratie, die wir missen, wenn wir von Postdemokratie sprechen? Das Gefühl mangelnder realer Einflussmöglichkeiten auf politische Prozesse, während internationale Konzerne die weit mächtigeren Akteure zu sein scheinen, aber auch durch PR-Kampagnen stark kontrollierte öffentliche Debatten, die BürgerInnen überzeugen sollen, ohne jedoch wirklich auf Forderungen einzugehen, sind Beispiele hierfür.

Mit Armin Grunwald vom Institut für Technikfolgenabschätzung Karlsruhe, Francesca Raimondi (Philosophin), Bruno Latour (Soziologe und Philosoph), Margit Rosen (Kuratorin) und Marion Löffler (Politikwissenschaftlerin) diskutierten die Studierenden ihre Thesen. In den Sprechstunden mit Rebecca Stephany & Sereina Rothenberger (Kommunikationsdesignerinnen) sowie Daniel Hornuff (Designtheoretiker) und Thomas Rustemeyer (Ausstellungsdesigner) untersuchten sie die Designpraxis, Arbeitsprozesse und Designprodukte auf postdemokratische Symptome.

Gestaltung spielte dabei unterschiedliche Rollen. So ging die Gruppe einerseits von einer visuellen Ebene aus, untersuchte Bilder des Alltages und fragte so nach der Visualität postdemokratischer Phänomene: Ist der SUV oder die Architektur der Hudson Yards, NY ein Symbol der Postdemokratie? Welche Formen der Rhetorik, welche gestalterischen Elemente werden in der Politik verwendet? Welche Rolle spielen Memes für die politische Meinungsbildung im Internet? Und warum sehen die Wahlkabinen im Osten Deutschlands anders aus als in anderen Teilen des Landes?

Auch auf praktischer Ebene wurden die Studierenden mit der Frage nach postdemokratischer Gestaltung konfrontiert: In Raum 313 der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe eröffneten sie ihre „Zentrale”, in der die Diskussionsrunden und Vorträge stattfanden. Das Spiel mit szenografischen Mitteln schuf Diskussionsräume, deren jeweils neue Sitz-, Blick- und Sprechordnungen mal mehr, mal weniger demokratisch waren, aber immer wieder die räumlichen Bedingungen für kollektive Denkansätze ausloteten.

Vom 27. Juli bis 7. August 2018 fand unter dem Titel „I Got A Feeling Of Democracy When It Was Gone“ eine Ausstellung in der Bundeszentrale für politische Bildung Bonn statt, in der die PPP erste Erkenntnisse teilte und in einer breiteren Öffentlichkeit zur Diskussion stellte.
Neben Video-, Sound- und Installationsarbeiten fand im Rahmen der Ausstellung ein Workshop des Magazins engagée (www.engagee.org) zum Thema „Radikale Städte und Postdemokratie” statt.

Zeitraum:
Postdemokratie AG – WS 2017/18
Sprechstunden der Postdemocratic Picture Party – SS 2018
Ausstellung I Got A Feeling Of Democracy When It Was Gone @ Bundeszentrale für politische Bildung – 27.07. bis 07.08.2018

Links:
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Ausschnitte aus den Sprechstunden zum Nachhören
Ausstellung

Betreuung: Prof. Matthias Bruhn