Es gibt sie, die Unsicherheit in der Auswahl von Farben und die Willkürlichkeit der konventionellen Farbauswahl im digitalen Farbfeld des jeweiligen Grafikprogramms. Die grenzenlosen Möglichkeiten führen zu einer Beliebigkeit der Farbwahl. Ausgehend von diesem Missstand wollte Marcel Strauß erfahren, wie andere mit Farbe umgehen, wie sie damit arbeiten und sich mit dem Thema beschäftigen.

Die Publikation 5 Gespräche, 18 Farben dokumentiert Gespräche mit Personen, die sich mit Farbe auskennen: dem Pigmente-Hersteller David Kremer, der längst verloren geglaubte Pigmente und Rezepte wieder zugänglich macht, dem Architekten Markus Grob, der sich in präzisen Beobachtungen mit der Wirkung von Farbe in der Architektur auseinandersetzt, der Fotografin Shirana Shahbazi, die Farbreproduktionsprozesse zu einem essentiellen Teil ihrer Arbeit macht, dem Kunst- und Grafikdesign-­Kollektiv Maximage, die mithilfe ihrer unkonventionellen Druckexperimente und ihrer Color-Library an den Grenzen des Möglichen operieren und dem Zürcher Steindrucker Thomi Wolfensberger, der vor allem für seine Farb- und Druckexpertise im Kunstbereich bekannt ist.

Parallel versucht die Publikation – über genaue Betrachtung – der Farbe auf den Grund zu gehen: Vom Steinbruch über das Rasterelektronenmikroskop und den Steindruck bis hin zur hochmodernen Digitaldruckerei. Woher kommt die Farbe? Wie kann ein Farbton so präzise wie möglich wiedergegeben werden? Kann er formlos wiedergegeben werden? Wie viele Farben braucht es? Warum wirkt manche Farbe dumpfer oder lebloser als ihre strahlende Nachbarin?
Diesen Fragestellungen geht die Publikation mithilfe unterschiedlicher Medien und Werkzeuge nach: Im Siebdruck, mittels Riso- und Laserdruck kommt die Farbe aufs Papier und koloriert die Gespräche. Auf diese Weise wird dem Sprechen über Farbe auch das Sehen beiseitegestellt.

Marcel Strauß studiert Kommunikations- und Produktdesign an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und arbeitet als freiberuflicher Gestalter. Im Juni 2019 präsentiert er sein Diplomprojekt „5 Gespräche, 18 Farben“.