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Bilder sind ebenso in Bewegung wie Menschen. In einer globalisierten Welt können sie sich rascher und ungehinderter bewegen als Personen. Sie zirkulieren in rasender Geschwindigkeit durch digitale Kanäle, sie sind in ihrer Verbreitung nicht kontrollierbar und entfalten Wirkungen, die manchmal unvorhersehbar sind. Als Prof. Armin Linke vor über sieben Jahren zu einer fotografischen Arbeit über die Insel Lampedusa, die geografisch näher an Nordafrika als an Europa liegt, eingeladen wurde, ließ er seine Kamera zu Hause, weil er meinte, dass es ohnehin schon genügend Fotos gibt, die die Insel als Brennpunkt von Migrationsbewegungen zeigen. Stattdessen sammelte er gemeinsam mit Lisa Bergmann, Valeria Malito, Laura Morcillo und Christoph Spatschek vielfältige Perspektiven auf das Thema der Bildproduktion anhand der Methode der Feldforschung in Interviews mit unterschiedlichen Beteiligten.

Die Gruppe sprach mit Bildproduzenten jenseits der Mainstream-Medien über ihre Fotografien: Mit Schwestern vom Roten Kreuz, die Bilder von Bergungsaktionen zu Demonstrationszwecken aufnahmen, einem Offizier der Küstenwache, mit Geflüchteten, die ihre Handyfotos auf Facebook zeigten, mit dem Leiter des Identifikations- und Abschiebezentrums, mit Sozialarbeitern einer Hilfsorganisation, die sich um minderjährige Geflüchtete kümmern. Akteure der Bildproduktion wie die italienische Fotoagentur Contrasto in Rom oder die europäische Grenzagentur Frontex in Warschau kommen zu Wort.

Jeder Bildproduzent verfolgt bestimmte Absichten und setzt seine Fotografien gezielt ein, um zu informieren, Ängste zu schüren oder um Mitgefühl zu erregen. Davon wird in dem Buch Lampedusa – Bildgeschichten vom Rande Europas erzählt, aber auch von der Suche nach empathischen Bildern und beiläufigen Aufnahmen, mit denen Geflüchtete ihren Alltag festhalten auf ihren Mobiltelefonen, die sie durch die Sahara und das Mittelmeer navigieren: Die Bilder sind ebenso in Bewegung wie die Menschen, manchmal sind sie es auch zusammen und erreichen ihr Ziel zur gleichen Zeit.

Zur Migrant Image Research Group gehören Lisa Bergmann, Estelle Blaschke, Paula Bulling, Elisa Calore, Haitham El-Seht, Mohammed El-Seht, Emilie Josso, Ina Kwon, Andreas Langfeld, Valeria Malito, Karolina Sobel, Helmut Völker sowie die Spector Books Verleger Jan Wenzel und Anne König, die gemeinsam mit Armin Linke das Projekt seit 2014 künstlerisch leitet. Die Migrant Image Research Group hat die Recherchen, die mit einem Team der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe begonnen wurden, fortgeführt und Bildgeschichten in Form einer Photo-Graphic-Novel aus dem gesammelten Material entwickelt. Zeichnungen kommentieren Fotografien und eine Außenperspektive auf den Diskurs der Bildproduktion entsteht.

Das Buch erscheint im Herbst bei Spector Books. Einige Bildgeschichten werden zur Biennale für aktuelle Fotografie – Farewell Photography im Zephyr in Mannheim vom 9. September bis 5. November 2017 zu sehen sein.


Zusätzliche Termine während der Ausstellung:

08. September, 19 Uhr
Eröffnung im Port25 – Raum für Gegenwartskunst in Mannheim

09. September, 16 Uhr
Artist Talk mit Lisa Bergmann und Anne König

07. Oktober, 11 Uhr
Artist Talk mit Karolina Sobel

23. Oktober, 20 Uhr
Book Launch mit Jan Wenzel im Port25 – Raum für Gegenwartskunst in Mannheim

www.port25-mannheim.de

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