Die Tagung „Matters of Communication“ ging der Frage nach, welche Rolle dem Design heutzutage als einem Mittel der Kommunikation zukommt. Und selbstverständlich kommuniziert auch der Raum durch den wir uns bewegen, mit uns und durch uns. In diesem Sinne wurde für die 15. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie und Forschung ein eigenes Raumkonzept entwickelt. In den Innenhöfen der ehemaligen Munitionsfabrik, welche die Staatliche Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe beherbergt, schufen der Architekt und Professor für Ausstellungsdesign Andreas Müller und seine Studierenden gemeinsam mit der hausinternen Technikabteilung je zwei unterschiedliche Bühnen- und Workshopsituationen, die räumlich eng miteinander verknüpft waren und somit für kurze Wege aber auch für viele Diskussionen auf Augenhöhe und spannende Begegnungen sorgten: Eine äußerst ungewöhnliche und erstaunlich gut funktionierende Umgebung, die das Tagungsthema auf hervorragende Weise spiegelte.

Der direkteste Bezug zu dieser Kulisse war im englischsprachigen Track „Space and Position“ gegeben, geleitet von Tricia Austin (Central Saint Martins London) und Mona Mahall (AdBK Stuttgart) in dem der Raum als politisches, soziales und narratives Konstrukt im Vordergrund stand. So zeigten Alvise Mattozzi und Matteo Moretti (Free University of Bolzano) auf, wie „Data Physicalization“ Information begreifbar machen kann, indem das Publikum physische Objekten im Raum manipuliert. Im Gegensatz dazu untersuchten Yannick Marszalek und Dominik Volz (HS Konstanz) die Wahrnehmung von unterschiedlichen Umgebungen in virtuellen Arbeitsräumen.

Der kommunikative Mehrwert des Zusammenspiels von „Sprache und Bild“ stand im Mittelpunkt des von Michael Renner (FHNW Basel) und Daniel Hornuff (HFG Karlsruhe) geleiteten Tracks. So wurde z.B. anhand des Vortrages von Oliver Ruf und Caroline Knoch (HS Furtwangen) das Spannungsfeld zwischen Bildschrift und phonetischen Zeichen diskutiert und die daraus resultierenden Möglichkeiten interkultureller Kommunikation.

Der Track „Objekt und Interaktion“ war interessiert an „Erkenntnisobjekten“ durch die Wissen über kulturelle, psychologische und ästhetische Fragen erlangt wird (Leitung: Judith Dörrenbächer (Universität Siegen) Ludwig Zeller (FHNW Basel)). So thematisierten z.B. Lilo Viehweg (Stiftung Bauhaus Dessau) und Julia Wolf (Weißensee Kunsthochschule Berlin) die Gestaltung und ihre Methoden als eine Möglichkeit komplexes, technologiebasiertes Wissen zu übersetzen.

Der Track „Society and System“, wiederum in Englisch und unter der Leitung von Bianca Herlo (UDK Berlin) und Valentina Karga (HFBK Hamburg) ging davon aus, dass ein kritisches Verständnis zeitgenössischer Designpraktiken unumgänglich ist, um gesellschaftlich relevantes Wissen zu entwickeln. In diesem Sinne präsentierte der Sozialwissenschaftler Valentin Janda (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) die interessante Hypothese, dass das Design, obwohl es sich oftmals der Problemlösung verschreibt, letztendlich darauf zielt, Unsicherheit zu schaffen, indem Materialien, Wörter und Funktionen neu miteinander kombiniert werden. Helga Schmid (Royal College of Art) wiederum hinterfragte mit gestalterischen Experimenten das herkömmliche westliche Verständnis von Zeit.

Alle Tracks wurden begleitet von Workshops in denen Methoden aufgezeigt, erprobt und diskutiert wurden. Ein weiteres Highlight war die Keynote von Dietmar Offenhuber. Der Architekt, Städteplaner und Medienkünstler, derzeit an der Northeastern University Boston tätig, ging in Umkehrung des Konferenzmotivs der Frage nach, inwieweit Materie kommunizieren kann: „does matter communicate?“. Dabei zeigte er auf, wie Spuren von physikalischen Prozessen wie z.B. Luftverschmutzung auf unkonventionelle Weise identifiziert, offengelegt und interpretiert werden können. Nicht zuletzt in der Dinnerspeech von Volker Albus wurde das Tagungsthema nochmals humorvoll, aber nichtsdestotrotz pointiert, offengelegt. Anhand einer Sammlung von Pressebildern, welche Politiker und Politikerinnen an Tischen sitzend zeigen, verdeutlichte er wie Raum, Objekte und Bild in Kombination mit Texten komplexe und vielschichtige Botschaften vermitteln.

„Matters of Communication“ hat im wahrsten Sinne des Wortes, einen Raum der Auseinandersetzung geschaffen, darüber wie Kommunikation heute gestaltet wird, und wie Gestaltung heute kommuniziert.

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