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Der Vortrag bietet eine Phänomenolgie des Eigentum-gestützten Selbst. Die Deutung geht von einer materialen Genealogie der modernen Eigentumsform aus. Als "absolute Sachherrschaft" bindet diese individuelle Souveränität an das Recht, Besitzobjekte nicht nur nutzen, sondern auch zerstören zu dürfen. Solche eigentumsförmige Verfügung, so die zentrale Diagnose, bleibt im liberalen Kapitalismus nicht auf Sach-Güter beschränkt, sondern multipliziert sich in der Verdinglichung sozialer Beziehungen und lebendiger Ressourcen. Gerade gegenüber lebendigen Objekten, die das Phantasma der vollen Verfügbarkeit stets zu unterlaufen drohen, bringt die Sachherrschaft eine Gewalt in Stellung, die über die verwertende Ausbeutung hinaus auf die zerstörende Auslöschung zielt. Die Verlassenheit des modernen Selbst, die Karl Marx als Entfremdung und Hannah Arendt als Weltverlust deuteten, offenbart sich somit als Effekt von dessen Souveränität - einer Souveränität, die sich als Sachherrschaft immer schon an der Leblosigkeit ihrer Umwelt beweist.


Dr. Eva v. Redecker war von 2009 bis 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für praktische Philosophie/Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie hat als stellvertretende Direktorin das Center for Humanities and Social Change mit aufgebaut. Derzeit arbeitet sie an einem Forschungsvorhaben zur Genealogie der modernen Eigentumsform ("Kritik der Sachherrschaft") und ist freischaffend publizistisch tätig. Eva von Redeckers Forschungsinteressen liegen an der Schnittstelle von Kritischer Theorie und feministischer Philosophie. Ihre Arbeit widmet sich folgenden Themen, zu denen jeweils wissenschaftliche Publikationen vorliegen:

  • Eigentum und Herrschaft
  • Revolution und sozialer Wandel
  • Geschlecht und Sexualität
  • Moralisches Urteil und politische Handlungsfähigkeit
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